Das Leben des Fräulein S.
Dämonen im Zoo
Mein erster Eintrag. Ok, eigentlich stimmt das nicht ganz. Man muss ja erst einen Tag angemeldet sein, ehe man seinen eigenen Blog erstellen darf. Ich frag trotzdem schon mal an. So probehalber.
Nun, das bin ich: Miss S. und ich bin krank. Ich habe Dämonen in mir, schlimme Dinger. Jeden Tag ein neuer Kampf. Es gibt Tage da geht es ganz einfach. Da winke ich Ihnen zu und gehe einfach vorbei. So als wäre man in einem Zoo. „Oh schau mal Mami die Dämonen da im Käfig, sind die nicht süß? Darf ich auch mal so einen haben?“ So in etwa. Man geht vorbei, nickt einander zu und holt sich dann einen HotDog am Stand vor dem Affenhaus.
Heute nicht. Heute war es eher andersrum. Ich wurde sozusagen von Ihnen geweckt. „Guten Morgen Miss S. Gut geschlafen? Ja? Nein? Keine Sorge, heute wirst du deine Kraft brauchen. Heute wird’s mal wieder hart“. So in etwa. Nicht super hart, aber hart. Am liebsten würd ich sofort wieder ins Bett zurück und schlafen. Aber das würde alles nur noch schlimmer machen. An Tagen wie diesen will ich nicht mal die paar Stufen in die Küche runter um mir Kaffee zu machen. Und eigentlich liebe ich Kaffee.
Mr. S sag ich davon meistens nichts. Ich will ihn nicht beunruhigen. Ausserdem gibt’s keinen der mir da helfen kann. Ausser mir selbst natürlich. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Mein Psychiater sagt ich soll neue Tabletten ausprobieren, aber das will ich nicht. Das hab ich schon zu oft und so arrangiere ich mich lieber irgendiwe.
Bisher war der Tag durchwachsen. Inzwischen hab ich eine fast freundschaftliche Beziehung zu Ihnen. Hört sich vielleicht im ersten Moment komisch an, aber es ist wie mit der alten schimpfenden Nachbarin die man im Haus hat. Man mag sie eigentlich nicht. Immer ist man zu laut im Treppenhaus oder poltert über ihr, wenn sie schlafen will. Allerdings vermisst man sie schon fast wenn man mal ein paar Tage nichts vom ihr hört.
Jetzt scheint die Sonne. Ich versuche sie etwas in mein Herz zu lassen. Dämonen mögen keine Sonne. Ein wunderschöner Sonntag ist fast vorbei und wenn ich so zurück blicke, finde ich ihn fast verschwendet so schwarz wie er war….

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